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Der Bauer und der Tiger

Es war einmal, vor langer, langer Zeit, als Tiere noch wie Menschen sprechen konnten. Ein Büffel mit scharfen Vorderzähnen und ein Tiger mit glänzend goldenem Fell lebten in dieser Welt. Unter einem Mangobaum saß ein Bauer, der sich von der harten Arbeit auf dem Feld erholte. Er und sein Büffel hatten den ganzen Morgen gearbeitet und pausierten nun, um zu essen.

„Ich beobachte dich oft aus dem Wald,“ sprach der Tiger zum Büffel. „Wie kann es sein, dass ein so kleiner Mann auf zwei Beinen dich dazu bringt, für ihn zu arbeiten? Er hat weder die Kraft noch Waffen, noch kann er drohen. Du bist viel stärker und könntest ihn mit deinen Hörnern aufspießen oder mit deinen Hufen zertreten. Und doch gehorchst du ihm nur wegen eines dünnen Bambusstocks.“

„Ich kann deine Frage nicht beantworten, großer Tiger,“ antwortete der Büffel gelassen. „So sehr ich auch darüber nachdenke, finde ich nur eine Erklärung: Mein Herr besitzt etwas, das ich nicht habe – Klugheit.“

Der Tiger, brennend vor Neugier, beschloss, den Bauern zu fragen. „Kannst du mir sagen, wie du es schaffst, den Büffel zu beherrschen?“ fragte er den Bauern.

„Ich werde es dir verraten, mächtiger Tiger,“ antwortete der Bauer. „Das, was ich benutze, um die Tiere zu beherrschen, nennt man Klugheit.“

„Kannst du mir dieses Wunder zeigen, das du Klugheit nennst?“ fragte der Tiger.

„Leider habe ich es zu Hause in einer mit Drachen und Phönixen verzierten Box aufbewahrt. Aber wenn du so neugierig bist, kann ich es holen gehen.“ antwortete der Bauer.

Der Tiger, überglücklich über die Aussicht, stimmte zu, auf den Büffel aufzupassen. Doch der Bauer äußerte seine Sorge: „Ich höre deinen Magen knurren. Ich befürchte, dass du meinen Büffel fressen könntest, während ich weg bin.“

„Komm und binde mich an diesen Baum, dann kannst du beruhigt sein,“ schlug der Tiger vor.

Der Bauer tat es, und als er zurückkehrte, hielt er einen Haufen Stroh in der Hand. „Hast du die Klugheit dabei?“ fragte der Tiger aufgeregt.

„Ja, du dummer Tiger, hier ist sie,“ erwiderte der Bauer. „Ich habe sie nie in einer Box aufbewahrt, sondern immer in meinem Kopf. Jetzt werde ich dir eine Lektion erteilen.“ Er legte das Stroh um den Tiger und zündete es an.

Der Tiger schrie vor Schmerz, als das Feuer sein goldenes Fell versengte. Als die Seile verbrannten und brachen, entkam er schließlich und rannte in den Wald. Diese komische Szene brachte den Büffel so sehr zum Lachen, dass er gegen einen Stein stieß und seine Vorderzähne brach.

Nachdem der Tiger sich von seinen Verbrennungen erholt hatte, konnte er die schwarzen Streifen auf seinem goldenen Fell nicht entfernen. Er hatte eine wichtige Lektion gelernt: Körperliche Stärke allein kann die Menschen nicht besiegen. Sie haben etwas, was er nie haben wird – Klugheit. Bis heute tragen Tiger schwarze Streifen, und Büffel haben keine Vorderzähne.

 

(Originalquelle: Vietnam.com)

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